Rezensionen

Das Geheimnis der Intuition:Wie man spürt, was man nicht wissen kann

Jan Becker: Das Geheimnis der Intuition:
Wie man spürt, was man nicht wissen kann

240 Seiten, TB
€ 14,90
Piper 2014, 8. Auflage 2017
ISBN: 9783492304603


Abb https://www.piper.de/buecher/das-geheimnis-der-intuition-isbn-978-3-492-30460-3

Vorerst zur Biografie von Jan Becker. Er durchlebte mit 12 Jahren eine Krise und entdeckt seine Liebe zur Hypnose. Heute ist ausgebildeter Hypnosetrainer und seit über 12 Jahren auf Bühnen zu sehen. Als Coach ist er in Institutionen der Wirtschaft, Politik und des Sports tätig. Seine Bücher sind Bestseller.
Immer wieder formuliert Becker die Wichtigkeit von Eigenverantwortung, kritischem Denken und unentdeckten Potentialen. Jede:r Leser:in ist gefordert, sich mit eigenen als auch gesellschaftlichen Paradigmen, Vorurteilen, Ängsten und Grenzen auseinanderzusetzen und erhält auch Staunenswertes und neue Entdeckungen. Jan Becker ist ein faszinierender Profi. Seine Stärken liegen in seiner spürbaren Offenheit, Lebensnähe und Authentizität. Seine Geschichten faszinieren. Seine Übungsangebote überzeugen und irritieren und so sehe ich seine Bücher ambivalent, worin eine diverse Qualität liegt, die ich schätze.

Das Geheimnis der Intuition bietet einen gelungenen Einstieg: Becker erzählt vom Besuch einer Galerie, in der Yang Zhenzhong in seiner Videoinstallation Menschen den nur einen Satz sagen lässt: „Ich werde sterben.“ Zu Hause stellt er sich vor den Spiegel und spricht diesen Satz. Das Leben ist endlich. „Statt unseren Blick in die Zukunft zu richten oder Vergangenes zu bereuen, müssen wir die Zeit nutzen, die uns gegeben ist. Dabei hilft uns unsere Intuition. Sie kennt den richtigen Weg. Folgen Sie ihr.“ Seine Schlussfolgerung ist seine Einladung.

In elf Kapiteln erzählt er von sich und seinen Erfahrungen und Einsichten, er erklärt und bietet konkrete 50 Anregungen zum Ausprobieren. Diese haben einprägsame Namen wie „Das Orakel des weisen Schwans“, „Die Blitz-Meditation“ oder „Erste Hilfe Worte“. Es ist sein drittes Buch. Flüssig, interessant, spannend und humorvoll geschrieben, vermittelt er darin sein Wissen überzeugend. Er definiert die Intuition als Seismograf, der anzeigt, „was gut für uns ist – und registriert sofort, wenn uns etwas schadet.“ Sein verwendeter Plural klingt stimmig, denn er wiederholt immer wieder, dass für jede*n die Intuition etwas anderes sagt. Er verwendet, und das ist ein Kritikpunkt, nur männliche Sprachformen. Becker spricht aus, was der Preis der Freiheit ist: keine Sicherheit zu haben außer jener sich selbst gegebenen. Das erfordert auch Mut. Der Autor lebt seine Entscheidung, nicht zu spielen aufhören zu wollen und sich das Staunen im Alltag zu bewahren. Dazu gehört auch, sein fünftes Kapitel „Das Geheimnis der zündenden Ideen: Warum es hilft, eine Katze zu streicheln, wenn einem ein Licht aufgehen soll“, zu überschreiben. Er erläutert anschaulich und leicht verständlich, wie das menschliche Gehirn funktioniert und setzt dieses Wissen konstruktiv ein und um. Auch bietet er sich als Role-Model an. Becker setzt alles in Kontext zum Alltag. Das fasziniert und macht neugierig, selbst zu experimentieren, aus dem Alltagstrott auszusteigen. Sich für Unerklärliches bereit zu machen, kostet den meisten wohl viele alte Überzeugungen. Der Gewinn, der sich einstellt, der Intuition zu folgen, ist mehr Empathie und Lebensfreude. Ein sehr guter Input für Pädagog*innen, Eltern und alle Interessierte in ihrem oft aufreibenden Alltag!

Ilse M. Seifried