Rezensionen

Husch Josten: Die Gleichzeitigkeit der Dinge

Mit dem Satz: „Sourie freute sich auf den Tod.“ eröffnet die Autorin das weite Feld dieses Themas. Sie lässt Jean Tobelmann, der nach langem die Entscheidung getroffen hat, in dritter Generation den Gastronomiebetrieb zu übernehmen und damit zufrieden ist, erzählen. Sourie ist ein Stammgast, der sich intensiv mit dem Thema Tod beschäftigt. Tessa ist eine langjährig gute Freundin, deren Mutter vor kurzem verstarb. Eines Tages kommen Sourie und Tessa, die einander bisher nur von Sehen kannten, ins Lokal und ins Gespräch über den Tod, an dem auch Jean teilnimmt.
Abb.:
https://www.piper.de/buecher/die-gleichzeitigkeit-der-dinge-isbn-978-3-8270-1513-6

Den weiteren inhaltlichen Verlauf lasse ich offen, um den Leser:innen ihre Überraschungsmomente der Wendungen nicht vorwegzunehmen. Soviel jedoch sei gesagt, dass bis zur letzten Seite der Tod im Zentrum steht. Zu Beginn vertritt Sourie die Ansicht: „Menschen könnten sich viel Leid ersparen, wenn sie bloß logisch denken würden.“ Und sagt an anderer Stelle: „Aber um den Tod erklären zu können, muss man sterben.“ Krankheit, Sterbeprozesse, Ratlosigkeit, Unwissen, was innerhalb und außerhalb von Vorstellungen liegt, Unabwendbarkeit, Glauben und Erfahrung und anderes werden werden angesprochen. Zitate von Heidegger wie auch Viktor Frankl werden eingeflochten. Die Liebe zieht ihre eigenen Fäden.

Husch Josten, 1969 geboren, studierte Geschichte und Staatsrecht, arbeitete als Journalistin und publizierte 2011 ihren ersten Roman „In Sachen Joseph“, dem „Das Glück von Frau Pfeiffer“ und „Fragen Sie nach Fritz“ und weitere folgten, wofür sie auch Auszeichnungen erhielt

Manche beschreiben den Erzählstil als schwerelos, dem es gelingt mit genauer Beobachtung und feiner Ironie von den „Fallstricken des Lebens“ zu berichten. Ich fand ihn stellenweise auch als mühsam. Die großen Lebensthemen Freundschaft, Entscheidungen und Sinnsuche sollen Eindeutigkeit erfahren. Liebe wird als einzige Waffe gegen die Sterblichkeit angeführt. Welche Ideologie die jeweilige Basis für das Bild vom Tod ist, diese Analyse vermisse ich, womit nicht alles in Frage gestellt wird. Doch auch gerade diese Leerstellen ermöglichen es, die eigenen Überzeugungen oder Vorstellungen zu reflektieren.
Um das Thema Tod nicht länger zu tabuisieren und ins Leben zu holen, ist dieses Buch jedenfalls geeignet

September 2025
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at

224 Seiten, Piper 2024
EAN 978-3-8270-1513-6
€ 22,70