
Die Autorin Astrid Drapela ist Biologin und begeisterte Hühnerhalterin. 2023 erschien ihr Buch „Ich wollt, ich hätt ein Huhn“. In ihrem vorliegenden Buch interessiert sie die Mensch-Huhn-Beziehung, weswegen sie zehn zu diesem Thema Forschende interviewte. Diese Expert:innen arbeiten in den Bereichen Ethnogeografie, Archäologie, Domestikationsforschung, Archäozoologie und Genomik, doch Drapela bezieht auch den Aspekt Kunst ein.
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https://www.goldegg-verlag.com/titel/es-war-einmal-das-huhn/
So werden die Leser:innen über die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fragen informiert und können anhand der Quellenangaben die Recherche des sehr gut strukturierten Buches nachvollziehen. Das angefügte Glossar erleichtert die Verständlichkeit wie auch die vielen Abbildungen.
Fakt ist, dass gegenwärtig geschätzte 34 Milliarden Hühner leben, die alle vom scheuen Bankivahuhn, das am Waldesrand mit Bindung an Bambus lebte, abstammen. Dieses legte fünf bis fünfzehn Eier pro Jahr. Hybridhühner legen zirka dreihundert. Der Fokus liegt auf Europa, doch relevante Beispiele aus anderen Erdteilen helfen den Wandel nachvollziehbarer zu machen. Hühner und Hähne wurden die Jahrtausende u.a. Statussymbol, Opfertier, Nahrungsquelle, Symbol, Magieobjekt und Therapietier. In vielen Ländern war das Schlachten von Hühnern gesetzlich verboten oder tabuisiert.
Gegenwärtig sind Wildhühner bedroht, interessanterweise am meisten durch ihre Vermischung mit ihren gezähmten Nachfahren. Die Huhn-Forschung ist auch deswegen schwierig, weil sie auf Knochenfunde angewiesen ist. Wenn Skelette gefunden werden, könnte dies als Grabbeigabe interpretiert werden, einzelne Knochenfunde als Essabfälle. Die ältesten Hühnerskelettfunde in Griechenland werden auf 500 v.u.Z. datiert. Doch Huhn von Hahn ist so gut wie nicht zu unterscheiden.
Der letzte Satz der Autorin lautet: „Wirklich, Mama, ihr habt einmal früher Hühner gegessen?“ und regt damit weitere intensive Diskussionen an.
Drapelas Entdeckungsreise ist eine aufschlussreiche, die mit sachkundigen Einschüben lehrreich und für alle, die vertiefend und differenziert in die Erforschung des Huhns eintauchen wollen, bestens geeignet ist.
Mai 2025
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at
250 Seiten
Goldegg Verlag 2025
ISBN 978-3-99060-388-8
€ 25,-