
Jonas Jonasson, 1961 im schwedischen Växjö geboren, gehört zu jenen Autor:innen, deren Bücher mich köstlich unterhalten und faszinieren. So auch dieses, denn er versteht den Geschichten immer wieder derart überraschende und skurrile Wendungen zu geben, eine eindrückliche Atmosphäre zu schaffen und märchenhafte Gerechtigkeit walten zu lassen. Das beglückenden Happy-End ist intelligent, unaufdringlich, sozialen und historischen Wirklichkeiten, Machtverhältnisse und Genderaspekte sind fein mit eingewoben.
Abb. https://www.penguin.de/buecher/jonas-jonasson-der-verliebte-schwarzbrenner-und-wie-er-die-welt-/buch/9783570104859
Jonasson arbeitete in Göteborg als Journalist, gründete eine Medien-Consulting-Firma, die er nach 20 Jahren verkaufte und hat nun ausreichend Zeit, umfangreiche Romane zu schreiben. Alle Bücher nach seinem Erstlingswerk »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« wurden Bestseller.
Die Geschichte spielt in Småland im Jahr 1852: Algot Olsson Vater ist Schweinezüchter, der durch die Gemeinheiten des Grafen alles verliert, im Armenhaus landet und wenig später stirbt. Mit seiner Frau ließ er dem Sohn einige Jahre Privatunterricht zukommen. Dieser vermittelte ihm auch Selbstbewusstsein und Offenheit. Was innerhalb von zwei Jahren ihm und dem Grafen samt Familie alles geschieht und passiert, wie alle mit den Herausforderungen umgehen, daran haben die Leser:innen Seite um Seite Anteil.
Der Autor beginnt diese mit den Worten: „Algot wäre nie auf die Idee gekommen, dass er alles und noch viel mehr verlieren würde, wie er da so im Stall zwischen all den vielen Schweinen seines Vaters stand und Mist schaufelte.“
Jonassons Geschichten erzählen von unserer realen Welt. Alles ist möglich und doch sehr unwahrscheinlich in dieser zeitlichen und konzentrierten Abfolge. Genau das macht für mich die Qualität des Autors aus. Wahrheit und Lüge, Einzelgänge und Teamwork, Traditionen und alternative Lebensweisen sowie Machtlosigkeit und Selbstermächtigung sind die zentralen Themen. So wie im Leben eben auch.
Mit Anna Stinas Worten: „Ja, verdammt noch mal. Dann geht es an.“ Schließt dieses Buch.
Jonasson ist ein Meister geradliniger und doch wendungsreicher Erzählkunst, die in magischen Bann zieht, berührt und lachen lässt. Die zugrundeliegenden Themen, auch wenn die Geschichte im 19. Jahrhundert spielt, sind gegenwärtig ebenso relevant. Daher empfehle ich das „Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah“ von Jonas Jonassonvorbehaltslos.
Mai 2025
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at
Übersetzung aus dem Schwedischen von Astrid Arz
432 Seiten
C. Bertelsmann 2024
ISBN 978-3-570-10485-9
€ 26,50